Bei der Brücke im Talschluss des Glemmtals darf man keine Höhenangst haben.
Wie in den letzten Jahren auch, so bekamen wir auch im Sommer 2023 ein Angebot, dass wir erstmals nicht abgelehnt haben. Über unseren Arbeitgeber hatten wir erneut die Möglichkeit, eine Woche Urlaub in Österreich zu einem stark vergünstigten Preis zu machen. Aus einer Liste von Hotels und Pensionen in mehreren Bundesländern entschieden wir uns für die Pension Vorderlengau in Salzburg – genau genommen im bekannten Glemmtal. Ein Familienurlaub mit dem Auto.
Vollpackt und gut ausgerüstet verfrachteten wir unsere beiden Kinder auf die Rückbank unseres Windelbombers und machten uns bereits in den frühen Vormittagsstunden auf den Weg zur Westautobahn. Wir fuhren schon einen Tag früher los, da wir noch einen Tag und eine Nacht in Salzburg verbringen wollten (siehe Blog Salzburg).
Längere Autofahrten stören uns an und für sich nicht, wir sind schließlich erwachsen und haben uns im Laufe der Jahre ein üppiges Sitzfleisch antrainiert – unsere Kinder hingegen sind da ganz anders: Sobald sie im Auto sitzen und wissen, dass wir über 15 Minuten unterwegs sein werden, wird in den Streitmodus geschaltet. Da werden Mücken zum Elefanten und ein falscher Blick kann schnell in einem Drama auf den billigen Plätzen enden. Tränen inklusive. Da trifft Dramaqueen auf Dramaqueen und nicht selten, haben wir vorschnell damit gedroht, die beiden am Straßenrand abzusetzen, „wenn nicht sofort Schluss ist, mit der blöden Schreierei ist“. Meistens war dann Schluss, aber Dauerlösung ist das keine.
Was tun, wenn Kinder streiten?
Um Konflikte auf der Fahrt von vorneherein zu verhindern haben wir Eltern einen Friedensplan erarbeitet, für den wir den Nobelpreis verdient hätten. Wir hatten vor, in strategisch richtigen Momenten, die richtigen Dinge nach hinten zu werfen: Knabberzeug, ein Tablet mit heruntergeladenen Filmen, zuckerreduzierte Limonaden und Kakao und ein Spielebuch mit dem Titel „Würdest du lieber ...? – 222 geniale Fragen für Kinder zum Schieflachen, Grübeln und Mitmachen!“. Wir wollten die beiden Streithähne einfach permanent beschäftigen und vom Streiten abhalten, was uns, ohne anzugeben, ziemlich gut geglückt ist. Ein guter Start in den Österreichurlaub.
Der Plan ist aufgegangen und die Fahrt nach Salzburg und weiter bis nach Vorderlengau im Glemmtal verlief großteils friedlich. Gelobt seien Paprikachips, Schokomilch und blöde Fragenspiele, so kamen wir überraschend entspannt an unserem Zielort an.
Erinnerungen wurden wach
Schon beim Einchecken in der Pension Vorderlengau und der ersten Führung durch die Wirtin wurden alte Erinnerungen geweckt. Die Räumlichkeiten, die Bodenfliesen, der alte Tischtennistisch, der Turnsaal (toll für die Kinder), die in die teilweise in die Jahre gekommenen Möbel und der Speisesaal erinnerten nur allzu sehr an längst vergangene Schulskikurse. Die Pension selbst liegt auf einer kleinen Anhöhe nur 2 Kilometer vor Talschluss. Im Vergleich zu den quirligen Touristenorten Saalbach und Hinterglemm eine sehr ruhige Lage. So mögen wir das.
Von der Pension Vorderlengau starteten wir zu Fuß in Richtung Hinterglemm.
Bevor wir uns für die nächsten sechs Tage in die Salzburger Bergwelt stürzten, hieß aber zuerst Mal „Abendessen“ und das was hervorragend. Jedes Mal. Hier wird noch frische Hausmannskost zubereitet, und auch wenn wir nicht aus 20 verschiedenen Gerichten wählen konnten, so wurden wir dennoch ziemlich verwöhnte. Auch die Kinder fanden jeden Abend etwas. Gutes Essen, guter Urlaub.
Ein Tal mit vielen Talenten
Das Glemmtal folgt dem etwas 30 Kilometer langen Oberlauf des Flusses Salzach. Es gehört zum nördlichen Pinzgau und ist Teil der bekannten Kitzbüheler Alpen in Ost-West-Richtung. Sein Hauptort ist Saalbach im Bezirk Zell am See, dessen Gemeindegebiet die Orte Saalbach und Hinterglemm umfasst – beides äußerst beliebte Touristenorte. Schon bei der Einfahrt in das Tal bei Maishofen merkt man, wie wichtig der Fremdenverkehr hier ist. Für unseren Geschmack wurde und wird in dem doch recht engen Talboden zu viel gebaut, zumindest bis man durch die beiden Hauptorte durch ist. Nach Hinterglemm wird es wesentlich schöner.
Was der starke Tourismus allerdings mit sich bringt, ist eine wunderbare Infrastruktur und jede Menge Möglichkeiten für Familien, ältere und jüngere Wanderer, Wintersportler und Wellnessliebhaber. Das Glemmtal zählt mit seinem Slogan „Home of Lässig“ und den zahlreichen Skiliften und Gondelbahnen zu den beliebtesten Wintersportgebieten Europas. Mit der Ski Alpin Card können hier bis zu 408 sehr gut ausgebaute Pistenkilometer befahren werden. Da kommt jeder Schneetiger ins Schwärmen.
Winter- und sommertauglich
Früher waren Skigebieten im Sommer nahezu ausgestorben. Meist verirrten sich nur ein paar Wanderer in die Gegenden mit den abgefahrenen Hängen. Das ist heutzutage anders. Im Glemmtal hat der Tourismusverband Saalbach Hinterglemm den Spagat zwischen Winter- und Sommertourismus perfektioniert. Während man im Winter den Skizirkus abfeiern kann gehört der Sommer inzwischen anders. Die Infrastruktur wird im Sommer ohne große Adaptionen perfekt von Tausenden Radfahrern genützt. Die Sportgeschäfte, aber auch die Hotelbetreiber sind auf diesen Trend eingestellt und der Rubel rollt. Über 90 km „Lines & Trails“ und 9 topmoderne Bergbahnen auf 7 Bergen sorgen im Glemmtal für grenzenlose Bikerfreuden. Für Wanderer ist das nicht ganz so erfreulich wie für die zufriedenen Touristiker, aber man kann sich ja meistens aus dem Weg gehen.
Was haben wir im Glemmtal alles unternommen:
Spaziergänge rund um die Pension Vorderlengau und eine Wanderung bis nach Hinterglemm – nicht sehr anspruchsvoll sehr eine sehr angenehme Route durch das Tal. Zurück kann man einwandfrei mit dem öffentlichen Bus fahren.
Eine Fahrt mit der Reiterkogelbahn mit anschließender Wanderung zum Speicherteich Rosswald. Mit dem 3,2 Kilometer langen Berk-Kodok-Abenteuerweg samt Kugelbahn, Akustikspielplatz und etlichen anderen Attraktion, ist die gemütliche Wanderung auch mit Kindern ein Erlebnis. Unseren Kids hat es jedenfalls gefallen. Wir sind sogar an ein paar kleinen Schneefeldern vorbeigekommen. Leider ist die Hütte bei der Bergstation sehr teuer nix für Familien, die ihren Geldbeutel im Blick haben.
Abstieg vom Reiterkogel bis nach Hinterglemm: Während Steffi mit den Kindern wieder mit der Gondelbahn ins Tal gefahren ist, ist Max in rund 90 Minuten zu Fuß ins Tal gegangen – ein sehr schöne, aber aufgrund des Gefälles schon anstrengendere Strecke.
Fahrt mit der Zwölferkogelbahn 2 bis zur Bergstation und eine sehr anstrengende Besteigung zum Gipfelkreuz des hohen Penhab und anschließendem Fußmarsch zur Winkleralm. Die Preise auf den „Hütten“ sind allerdings ziemlich hoch – wer Geld sparen will, sollte sich ausreichend Proviant mitnehmen. Eine deftige Jause in den Bergen gehört ohnehin zu den schönsten Dingen, die man machen kann – dazu braucht es keinen Kaiserschmarren um 19,- Euro.
Das war unsere Besuch im Glemmtal - langweilig ist uns hier nie gewesen.
Vorsicht vor den Kühen! Da es immer wieder zu gefährlichen, ja tödlichen Zwischenfällen mit aggressiven Kühen kommt, möchten wir an dieser Stelle noch einmal zur Vorsicht aufrufen. Besonders wer mit Hunden unterwegs ist sollte vorsichtig sein. Auch wir sind dieses Mal wieder einen längeren Umweg gegangen, weil wir überraschend von ein paar Kühen attackiert wurden (kurz davor hat eine Frau mit Hund die Weide überquert).
Ein Besuch der „Tauern Spa“ – Therme in Kaprun. Mit etwas über einer Stunde Fahrzeit von unserer Unterkunft lag Kaprun noch im Rahmen des Erträglichen, also entschlossen wir uns zu einem entspannenden Thermentag. Das Tauern Spa hat sich als Wellness Oase nach unserem Geschmack herausgestellt: Ein feiner Saunabereich, Cocktails die am Rand des Thermalbeckens serviert werden, Kinderbetreuung und jede Menge Attraktion für kleinere und größere Kids. Wir haben den Wellnesstag sehr genossen und unseren Muskeln eine Pause gegönnt. Sehr fein!
Eine Fahrt mit dem märchenhaften Talschlusszug bis ans Ende des Glemmtals. Auch hier wird Action großgeschrieben und wir sind endlich zu unserem lang ersehnten Kaiserschmarren gekommen. In Talschluss-Hütte sind die Preise zwar auch nicht niedrig, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis hat gepasst. Hier am Ende des Tals können Familien und Adrenalinjunkies gut und gerne zwei Tage einplanen, den mit Attraktionen wie dem beeindruckenden Hochseilgarten, der Mega Flying Fox, dem Baumzipfelweg, etlichen frechen Ziegen, dem Teufelswasser und Schnitza’s Holzpark ist man schon eine Weile beschäftigt – für Menschen mit ausgeprägter Höhenangst, sind allerdings eher die Wanderwege und Mountainbikestrecken zu empfehlen, die hier ihren Ausgang nehmen.
Auf den Besuch des Erlebnisbads Käptn’n Hook hatten wir uns schon sehr gefreut, dieser musste allerdings abgesagt werden, da eines unserer Kinder krank wurde.
Fazit
Das Hinterglemm Tal hat für jeden etwas zu bieten. Egal ob Familie mit kleinen und größeren Kindern, Senioren, Wanderer, Wintersportler oder Mountainbiker. Der strukturelle Wandel vom reinen Wintersportgebiet zur Ganzjahresdestination hat die ganze Region aufgepeppt. Wer Ruhe sucht, sollte sich aber nicht in den Hauptorten Saalbach und Hinterglemm einquartieren, sondern sich, so wie wir, eine ruhige Unterkunft weiter hinten im Tal suchen. Mit dem öffentlichen Tal-Bus ist man auch nicht auf ein eigenes Auto angewiesen. Wir empfehlen eine Fahrt nach Kaprun inklusive Thermenbesuch – da kann man so richtig entspannen und auch die Kids kommen auf ihre Kosten.
Wir hoffen, wir konnten euch Lust auf diese großartige Stadt machen, freuen uns auf euer Feedback,, und sind für regen Austausch offen. Du willst auch reisen, bist gerne und oft unterwegs und hast eine Frage, schreibe uns oder kommentiere einfach.
Liebe Grüße,
Steffi, Max und die Kids
(Autor dieses Blogs: Max)
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